Sag zum Abschied leise “Servus”
Jetzt ist es endgültig so weit. Ich kehre Facebook privat den Rücken. Die Entscheidung wurde mir auch leicht gemacht, denn ich habe die Schnauze voll von den dauernden Nörgeleien und künstlich erzeugten Streitereien. Wenn man sich Facebook genau ansieht und was da drinnen in dem “Social-Network” so passiert, dann kann man mit ruhigem Gewissen behaupten, dass es gar nicht so “social” ist …
Facebook ist eine Community in der man anfangs sicherlich fasziniert ist, weil es vieles zu schauen gibt, man liest Beiträge über Beiträge, guckt Videos, findet Freunde, und je länger man dann dabei ist, umso mehr beginnt sich die “Spirale des Grauens” zu drehen. Unweigerlich kommt man in Zugzwang, will auch Interessantes posten, mit Bildern brillieren, und als “Gutmensch” vor den anderen dastehen.
Doch was entwickelt sich wirklich in Facebook?
Menschen, die unter dann schon krankhaftem Erfolgsdrang versuchen, noch besser als alle anderen zu sein. Mit ausgeschmückten und vollkommen überzogenen Texten und Bildern wollen sie beweisen, wie gut sie doch sind, und eigentlich sogar besser als alle anderen. Die Geburtsstunde der selbsternannten Superspezialisten in allen Bereichen hat dann geschlagen. Der Zwang und der Druck den Facebook für viele Menschen aufbaut ist enorm, und jeder Betroffene, egal ob Männlein oder Weiblein denkt, man müsse sich noch weiter steigern sonst könne man ja die Anerkennung der Community verlieren. Bullshit!!
Facebook ist eine reine Verblödungsmaschinerie!
Statusbeiträge mit falschem oder unkorrekten Inhalten werden zu Hauf ohne sie auch nur ansatzweise zu überprüfen, zu hunderten oder tausenden im Freundeskreis geteilt! Diese Infos werden irgendwann als wahr eingestuft und immer weiter verbreitet. Man verliert den Bezug auf die Realität und Tatsachen. Fakevideos die zeigen sollen, welche Wahnsinnstypen und -mädls es doch gibt, mit Fähigkeiten die sogar die Crew vom Raumschiff Enterprise erblassen lassen würden! Suchmeldungen die schon Jahre alt sind, aber nie hinterfragt werden! Photoshop-Fotos fern der Wahrheit, Rufschädigung, Mobbing, Ausgrenzung von Menschen die sich nicht in den selben Gehirnwäschepool hinein begeben, und all das wiederholt sich immer wieder mit den immer selben geteilten Statusbeiträgen gebetsmühlenartig in einem Zeitraum von 2-6 Wochen, je nach Art der Information.
Hab ich etwas vergessen?
Facebook wäre eine feine Sache, wenn man sich an die minimalste Verwendung halten würde: Freunde finden, und mit diesen einfach nur zu kommunizieren. Man muss sich dabei nicht gegenseitig versuchen, laufend zu übertrumpfen, doch genau das ist das Problem bei Facebook. Der Zugzwang der Masse, der dann diesen kollektiven Erfolgsdruck nährt. Die betroffenen User bemerkten ihre eigene Verwandlung zu einem Facebookzombie dann nicht einmal. Nur wenn man Distanz zu dem Geschehen hat, sieht man anhand von Texten, Fotos (speziell auch im Hundesport, wenn man die Tiere dann ebenso in diese Erfolgshysterie mit hinein zieht!) wie sich die Menschen verändern, und Freunde die dabei nicht mitspielen dann immer mehr ausgrenzt und sogar verachtend betrachtet …
“Was kannst Du schon vorweisen, was hast Du geleistet?”
Ist die Welt durch Facebook schon charakterlich so verkommen, dass es nur mehr darum geht, besser als alle anderen sein zu wollen? Auf dem Rücken anderer Menschen und sogar der vorher so geliebten Tiere? Haben wir keine eigene Entscheidungskraft mehr darüber, einfach so sein zu wollen, wie wir eben sind? Können wir nicht damit zufrieden sein, was wir haben, was wir ohne Druck erreichen können? Einfach nur zu tun, was uns selbst Spaß macht?
Ist Facebook das Maß aller Dinge?
Definitiv NEIN! In der virtuellen Welt der Social-Netzwerke kann man leicht des Superuser heraushängen lassen. 95% davon sind reiner Fake. Im realen Leben, sind die meisten selbsternannten Superfuzzis reine Lebensloser, die sich einfach ein zweites Glamourleben aufgebaut haben, dass mit der Realität aber auch gar nichts zu tun hat.
Ich persönlich pfeif auf Schulterklopferei, übertriebene Gratulationen und unterwürfige Bewunderungsbezeugungen aus dieser virtuellen Welt. Die sind nichts wert. Nicht einmal die vergänglichen Buchstaben am Bildschirm mit denen sie geschrieben wurden.
Nur die Realität zählt …
Ein Handschlag und eine ehrliche Bewunderung im realen Leben, danach sollte man streben! Reale Freunde statt virtueller Massenbefreundung, nur um mehr Kontakte zu haben als der andere (womit wir wieder beim Erfolgsdruck wären …). Gemeinsam Aktivitäten in der realen Welt setzen, und nicht virtuell alle möglichen Idiotenspiele abspulen. Sich verbal austauschen, und nicht per geschriebener Texte, die ohnehin falsch gelesen und auch falsch ausgelegt werden, weil die in einem Gespräch verwendeten körperlichen Gesten fehlen, und damit oft die Bedeutung von Gesprochenem anders auslegt wird, nämlich so wie er auch gemeint ist. In reinen Texten kann man ja hineininterpretieren was man will, und der Schreiberling selbst hat nicht in Echtzeit die Chance, falsch Verstandenes gleich zu korrigieren. Bis man die Gelegenheit hat, hat sich die falsche Auslegung bereits in den Leser eingebrannt, ohne der Chance einer Korrektur durch den Urheber des Textes.
Egal, ich sagte leise “Servus!”
… und habe mich privat aus Facebook verabschiedet. Meine Freunde aus der Freundesliste habe ich dazu eingeladen in meinen Vereinsaccount zu wechseln, um weiterhin bezüglich unseres Clubs am Laufenden zu bleiben. Mein Privataccount bleibt ab sofort unbenutzt. Ich lösche ihn nicht, weil ich vielleicht ab und an mal mit ECHTEN Freunden in Kontakt treten werde, um sich mangels anderer Möglichkeiten, schnell mal zu einem treffen zu verabreden, aber sonst bleibt er einfach für sämtliche Aktivitäten innerhalb Facebook praktisch deaktiviert.