Immer wieder liest man im Internet von SAM, dem “Schlimmsten anzunehmenden Malamute”. Doch was ist wahr an dieser Bezeichnung? Gibt es den SAM überhaupt? JA, den gibt es! Zumindest beschreibt man ihn so:
- Ein SAM pfeift auf das was man ihm sagt! [1]
- Ein SAM ist der beste Innenarchitekt! [2]
- Ein SAM macht aus Deinem Garten in einer Stunde einen Truppenübungsplatz mit 2-Mann-Stellungen! [3]
- Ein SAM zerrt an der Leine und ist fast nicht zu bändigen! [4]
- Ein SAM ohne Leine ist der perfekte Wilderer! [5]
- Ein SAM erlegt alles, inkl. Louis Vitton Taschenköter und Katzen! [6]
- Ein SAM ist ein Raufbold! [7]
- Ein SAM versaut Dir tagtäglich die Wohnung mit Haaren und Schmutz! [8]
- Ein SAM meldet nicht sondern macht mit Einbrechern Hausführungen! [9]
- Ein SAM knurrt, schnappt und beißt wenn ihm was nicht passt! [10]
- Ein SAM hat ein Problem mit Kindern (wenn sie nicht erzogen sind)! [11]
- Ein SAM büchst permanent aus und steckt sein Revier ab! [12]
Ist das nun wirklich so? Hier meine persönliche Meinung zu den einzelnen Punkten:
[1] Ob das nur einem SAM zuzuordnen ist wage ich zu bezweifeln. Alaskan Malamutes sind extrem charakterstarke Hunde, und genau das macht sie aus. Ich sehe keinen Sinn darin, diese Rasse in eine Hundeschule zu zerren um sie umzuformen wie man halt einen Hund in der Gesellschaft gerne sieht und hat. Der Malamute ist dafür bekannt, dass er seine eigenen Wege geht wo es nur möglich ist und jede noch so kleine Anweisung hinterfragt und darauf prüft ob ihm die Befolgung einen Nutzen bringt oder Sinn macht.
[2] Ja, ein SAM ist ein verdammt guter Innenarchitekt! Aber nicht nur diese, sondern auch die “normalen” Alaskan Malamutes, nämlich immer dann, wenn man sie sich selbst überlässt, nicht beschäftigt, sich mit ihnen nicht abgibt, und sie nicht auslastet. Wobei auslasten nicht unbedingt Zugarbeit sein muss, es reichen alle Beschäftigungen aus die dem Malamute die Langeweile nehmen. Auch Spaziergänge und Wanderungen machen sie zufrieden. Genaugenommen sind die Malamutes ohnehin faule Socken, und sind froh, wenn sie nach ein wenig Beschäftigung oder Schnüffelgängen wieder ihre Ruhe haben, und dahindösen dürfen.
[3] Ja, ein Alaskan Malamute und ein gepflegter Garten mit freiem Zugang für ihn, das passt nicht zusammen. Kaum 10 Minuten unbeobachtet ist die komplette Gartenfläche schon auf Schwachstellen untersucht und für Grabungen markiert. 30 Minuten später ist die erste Liegekuhle fertig. Lässt man den Malamute 1 Tag im Garten wüten, ist die Wohnhöhle perfekt gegraben. Teil so groß, dass sich ein Mensch darin verstecken könnte. Auch das kann dem SAM alleine nicht angehängt werden, das machen alle, es liegt ihnen einfach in den Genen.
[4] Leinenzerren? Das muss in der Hundeschule abgewöhnt werden! Ein Problemhund! Hundeflüsterer müssen helfen! Expertinnen braucht man! … Ich frage Euch nun: WOZU? Wisst Ihr, wozu der Alaskan Malamute eigentlich gezüchtet wurde? Genau! Zum Ziehen schwerer Lasten über extreme Entfernungen in unwirtlichen Gegenden. Er wurde und wird auch zur Jagdunterstützung eingesetzt, deswegen der unbändige Jagdtrieb der zwar ab und an Mal ruht, aber in der richtigen Situation sofort da ist! Und genau diesen, ihm angezüchteten Trieb, den wollt ihr ihm nehmen? Lasst es! Kauft Euch einen Pudel oder Louis Vuitton Taschenhund! Damit werdet Ihr zufriedener sein, und der Alaskan Malamute glücklicher wenn er nicht in Eure Hände kommt! Meine erste Hündin, Anka, wurde an den Hundezugsport antrainiert, sie zog permanent an der Leine weil sie eben Leistung bringen wollte. Die jetztige Hündin, Nukka, wurde von mir nie antrainiert, und sie geht großteils brav an der Leine, zerrt nur dann, wenn sie was jagen will oder sie einfach schnell zurück ins Auto oder zur nächsten Almhütte will. Merkt Ihr was? Beides könnt Ihr nicht haben!
[5] Das stimmt! Gilt aber auch für den normalen Alaskan Malamute! Auch wenn er noch so brav scheint, sobald er die Gelegenheit bekommt zu wildern, dann wird er es tun! Er wird nicht abrufbar sein sondern die Ohren zuklappen und Vollgas geben bis er hat was er anvisiert und verfolgt. Der Malamute ist kein Freiläufer, auch wenn sehr viele diese Behauptung immer wieder aufstellen. Er geht brav in Deiner Nähe, ja, das macht er wirklich. Das geht tagelang, wochenlang oder sogar monatelang gut. Bis die richtige Gelegenheit da ist! Dann kommts darauf an wer schneller ist, der Hund, der Jäger, ein Auto, ein Zug, …
[6] Wo wir wieder beim Jagdtrieb wären. Katzen sind ohnehin die natürlichen Feinde des Malamutes. Aus welchen Gründen auch immer. Es gibt Ausnahmen, keine Frage, da leben Katzen und Malamutes zusammen ohne das was passiert. Meine bisherigen Mützen hatten jedoch ein riesen Problem mit Katzen. Sie hatten sie alle zum Fressen gern. Und was die kleinen Fußhupen anbelangt, da ist das Problem eine andere Natur. Malamutes erkennen Hunde unter einer gewissen Größe nicht als Artgenosse, und das geht spätestens dann schief, wenn diese Wadelbeißer anfangen zu keiffen oder auf ihn loszugehen. Ein Schnapper, ein heftiges Schütteln, und schon ist der Widersacher für den Plastiksack bereit. Das ist aber nicht nur beim SAM so.
[7] Der SAM ist ein Raufbold, ja stimmt. Auch der Standard-Malamute ist ein Raufbold! Und dazu braucht es nur drei Situationen: Hündinnen geraten aneinander, und eine oder mehrere sind vielleicht noch läufig auch. Da schepperts dann gewaltig. Das Problem dabei: Hündinen liefern sich einen blutigen Kampf bei dem die unterlegenen immer das Nachsehen und Verletzungen haben werden. Situation zwei, Rüden krachen aneinander. Schaut meist gewaltig und gefährlich aus, es scheinen die Fetzen zu fliegen, riesige Eckzähne werden gezeigt. Doch meist muss man dabei keine Sorge haben, Rüden sind feige, sie haben Angst vor Verletzungen, und damit sie diese auch nicht selbst abbekommen beißen sie den Konkurrenten auch nicht wirklich fest. Natürlich kann es auch hierbei vorkommen dass sich zwei Rüden ineinander verbeißen, aber in diesem Falle gilt: NIE zwischen die Hunde greifen! Denn sie werten das als zusätzlichen Angriff, und die natürliche Beißhemmung gegenüber dem Menschen ist ausgeschaltet. Situation 3 ist die wohl unangenehmste, weils meist die ganzen “Der tut nix” und “Der will nur spielen” betrifft. Kommt so einer daher, ist das wie ein Zusammentreffen zweier Menschen wo jeder die Sprache des anderen nicht beherrscht, sich dadurch aber in die Enge oder auch angegriffen fühlen, wenn der eine was macht was dem anderen als Bedrohung erscheint. Es wird krachen. Man sollte zumindest wissen, dass die Hunde vom Urtyp wie es eben Nordische sind, und normale Haushunde, zwei unterschiedliche Körpersprachen haben, die nicht kompatibel sind. Das den Haltern oder Halterinnen anderer Hunde beizubringen ist verschwendete Zeit, stellt Euch daher lieber auf die eine oder andere Fetzerei ein, oder geht solchen Ignoranten mit Eurem SAM oder Nicht-SAM aus dem Weg, Ist die bessere Lösung.
[8] Dazu benötigt es keinen SAM. Je nach Witterung kanns schon mal vorkommen, dass der Malamute über Wochen und Monate abhaart und sein Fell wechselt. Auch oftmaliges Bürsten hilft da wenig. Ich denke oft, je mehr man bürstet, umso mehr Haare stößt unsere Hündin dann ab. Bitte auch keinen Fall dauernd Baden und Föhnen!! Ersteres zerstört die natürliche Hautschutzschicht, zweiteres auf Dauer das Fell. Wer keinen Dreck und keine Haare in der Wohnung haben will, der sollte lieber auf einen Hund dieser Größe verzichten! Anzumerken wäre noch, dass selbst der gatschigste Malamute innerhalb von 1-2 Stunden wieder von selbst trocken und sauber ist, dank des sich selbstreinigenden Fells das er hat. Vorausgesetzt es ist intakt und wurde nicht durch scheren oder permanentem Baden kaputt gemacht.
[9] Ein SAM meldet nicht, auch ein Alaskan Malamute meldet nicht! Ups, nein, Irrtum! Beide melden, aber nur bei Personen die sie kennen und Familienmitgliedern! Bei allen anderen verhalten sie sich erstmals ruhig und checken die Situation ab. Wenn ihnen dann der “Einbrecher” auch noch freundlich kommt, gibts die Hausführung gratis dazu! Sind halt freundliche Hunde, diese Malamutes.
[10] Ein SAM knurrt, schnappt und beißt. Stimmt. Aber auch ein anderer Alaskan Malamute knurrt, schnappt und beißt. Sie knurren um zu zeigen, dass ihnen das was Du ihnen gerade machst (Bürsten, waschen, Krallen schneiden, etc.) halt nicht passt. Sie zeigen mit ihrem knurren auch an, wenn ihnen eine Situation im allgemeinen nicht passt oder unbehaglich ist. Sie knurren aber auch, wenn sie nicht ausgeschlafen sind. Knurren ist eigentlich noch nichts Böses an sich. Beim Schnappen wirds dann schon kritischer. Schnappt ein Malamute erst mal, dann ist der Bogen überspannt worden. Schnappen ist noch nicht zubeißen, und wenn irgend möglich wird er sein Gegenüber auch nicht dabei verletzen. Es ist ein definitives Warnsignal dass man nun vorsichtig sein muss! Der letzte Ausweg einer Mütze sich zu wehren ist dann das echte beißen. Da der Alaskan Malamute aus einer guten Zucht eine Beißhemmung gegenüber dem Menschen hat, muss schon was arg im Bösen liegen, damit es so weit kommt. Meist dann, wenn man ihn absichtlich verletzt oder quält. Da Nordische weniger Schmerz empfinden als ein normaler Haushund, kann man sich schon vorstellen, was geschehen muss, damit diese einmal wirklich zubeißen, aber wenn, dann ist Feuer am Dach!
[11] Ein SAM und auch Nicht-SAM hat kein Problem mit Kindern. Auch hier ist das Zuchtziel der alten Linien gewesen, in kalten Nächten die Hunde mit ins Zelt zu nehmen, um die Kinder mit ihnen zu wärmen und auch warm zu halten. Malamutes sind extrem kinderlieb. Trotzdem darf man keinesfalls die Hunde und Kleinkinder mit ihnen alleine lassen. Die Kraft die in ihnen steckt ist nicht zu verachten. Und wenn sie gerade ihre “10 Minuten” haben und ein Kleinkind mit 35-50kg Lebendgewicht umrennen, auch das kann ins Auge gehen. Und man ist nie davor gefeit, dass das Kind nicht doch dem Hund unbewusst Schmerzen verursacht (in die Schnauze zwicken, an den Ohren oder am Schwanz ziehen, Finger ins Auge stecken, und was weiß ich noch alles) und er dann schnappt und möglicherweise ungewollt mit einem Eckzahn wo hängen bleibt. Das muss nicht sein. Also immer nur unter Aufsicht zusammen lassen, dann klappts auch mit Kindern.
[12] Ausbüchsen und Revier abstecken. Ja, wenn man sie lässt! Offene Gartentore, Zäune mit nur 50-100cm Höhe, oder leinenlos laufen lassen wenn möglich noch in Begleitung eines zweiten oder dritten SAM. Ein Hase, ein Reh, oder auch nur eine gute Spur … und weg sind sie. Gemeinsam sind sie stark und Du kannst sie rufen bis zum Abwinken. Am besten Du schreist alles in ein Sackerl, und wenn sie wieder da sind, dann hören sie sich Deine Rufe an… Was aber SAM und normaler Malamute im Regelfall nicht machen: Über den Zaun klettern wie ein Husky. Es reichen Zaunhöhen von 1,50m und keine Möglichkeit wo raufzuklettern um das Hindernis zu queren, schon ist er brav und bleibt zu Hause.
Noch Fragen zum SAM?
Also ich gehe davon aus, dass ich keinen SAM habe, sondern einen stinknormale Mütze wie sie eben sein sollten und sind!