Pedigree or no pedigree, that’s the question …

Pedigree or no pedigree, that’s the question …
(Zuchtpapiere oder nicht, das ist die große Frage …)

Dieser Artikel ist KEINE Zustimmung zur “Hinterhofzucht” oder dem Tun der sogenannten “Vermehrer”! Aber er soll zum Nachdenken anregen und er soll auch ein wenig provozieren. Es wird sicherlich jeder Leser oder Leserin was anderes hinein interpretieren oder herauslesen, tja, so ist die Welt eben mal, und mir ists egal.

Doch zurück zum Titel. Was will ich mit dem Titel aussagen? Zu allererst einmal, dass es Rassehunde mit und auch ohne Papiere am “Markt” gibt. Ein Pedigree bekommt aber nur ein Hund, der auch unter dem Deckmantel eines Zuchtverbandes “erzeugt” wird. Also FCI, dieser angehörig der ÖKV und in unserem Fall, der Nordischen, dem ÖCNHS der wiederum dem ÖKV angehörig ist. In diesem Zuchtverein der auch das Zuchtbuch führt, wird nach bestimmten Regeln die Hundezucht dokumentiert und reglementiert. So weit so gut.

Die FCI gibt die Rassestandards vor, welche dann von ÖKV und dem ÖCNHS an seine Mitglieder verpflichtend weitergegeben wird. Auch gut. Daneben gibt es dann noch für Hunde ohne Papiere, die phänotypische Bewertungsmöglichkeit, in dem jetzt hart ausgedrückt “Nichtrassehunde” in “Rassehunde” mit Pedigree (Die Felder der Eltern und alle Ahnen bleiben dabei aber leer) verwandelt werden. Kosten zwischen 200 und 400 Euro, je nachdem wo man das machen lässt. Aha?

Und dann noch die für reinrassige Rennen unter der FISTC für Hunde mit Pedigrees und zum Erlangen eines sogenannten “Rennausweises”die Möglichkeit, die Hunde die nicht an Ausstellungen (Mindestens ein Ergebnis mit “gut” ist dafür notwendig um den Pass zu bekommen) direkt am Rennen durch einen FCI-Richter (in diesem Falle der Präsident der FISTC selbst, Franco Manato, aha?) begutachten zu lassen, und *schwupp* hat man schon den EU-Rennpass. Diese Order galt aber nur für alle nach dem Einführen dieser Regel und nicht für bereits laufende Hunde. Aha?

Und nun zu den Züchtern (Es gilt dabei immer männlich und weiblich!) selbst. Ja da gibts einiges in der Szene. Züchter die reinrassig züchten, Züchter die offiziell gemeldet züchten, Züchter die nur als Hobby züchten, Hinterhofzüchter, Vermehrer, etc. – Nun, laut Gesetz sind Züchter die eine “gewinnbringende” Zucht betreiben dazu verpflichtet, diese bei der zustündigen Behörde anzumelden, und dafür auch bei der Finanz ihre Abgaben zu leisten. Aus diesem Grund betreiben 99% der Züchter eine “Hobbyzucht” die ja keine Gewinne abwirft, nicht gemeldet ist, und bei der Abrechnung der nicht vorhandenen Gewinne Ausgaben geltend machen die vor Lächerlichkeit nur so strotzen. Hauptsache es bleibt unter dem Strich eine Null. Aber reinrassig! Aha?

Die meisten Züchter behaupten Stein und Bein, dass von der Zucht kein Cent übrig bleibt, weil die Welpen so viel kosten, dass man sogar noch was drauf legen muss. Ich kenne sehr viele Züchter. Der Großteil arbeitet nichts, sondern züchtet nur. Wenn das nichts bringt, wovon leben diese Menschen dann? Ich kenne auch viele Züchter, die ein paar Würfe im Jahr machen, daran ja nichts verdienen, und plötzlich gibts ein neues großes SUV, einen neuen Wohnwagen oder Wohnmobil, neues Sportequipment, ein Urlaub in der Karibik, … man verdient ja nichts an den Welpen. Aha?

Ein Welpe (Husky oder Malamute) kostet in Österreich rund um die 1500 Euro. Ein Standardpreis für Hunde mit Pedigree. Preisabsprache gibt es keine …

Der Rassestandard der von der FCI festgelegt wurde, und auch für jeden einsehbar ist, sollte im Prinzip von jedem Hund mit Pedigree eingehalten werden. Nun, wenn ich mir die auf Rennen eingesetzten Huskies in den letzten Jahren so ansehe, dann dürfte keiner der Hunde ein Pedigree besitzen, und man muss annehmen, dass die Richter auf den Ausstellungen blind oder bestochen sind (es gilt natürlich die vollkommene Unschuldsvermutung). Gleiches bei den Malamutes. Wobei hier die Unterschiede der Hunde noch gravierender zum Vorschein kommen.

Doch wie wird von den meisten Züchtern die Auswahl der Elterntiere durchgeführt? Aus Erfahrung die ich selbst mittlerweile gesammelt habe, und dem offensichtlichen Bildungsniveau vieler (Das soll nicht negativ sein, aber mit Hauptschulabschluss hat man eben keine Ahnung von Vererbung und Genetik), gilt bei den meisten: Championstitel Gewinner + Championstitelgewinnerin = tolle Puppies die viel Geld bringen. Detto bei den Züchtern die selbst Rennen fahren und damit ihr Hobby finanzieren: Weltmeister + Weltmeisterin = Puppies denen der Titel schon in die Wiege gelegt wird, die können gar nichts Schlechteres werden. Punkt. Aha?

Langsam sollte es beim Nachdenken klingeln …

Zu mir selbst: Meine erste Alaskan Malamute Hündin kaufte ich aufgrund eines Inserats im Kurier. Damals hatte ich null Ahnung von Pedigrees, Stammbäumen, FCI und dergleichen. Für mich war wichtig: Ich wollte einen Familienhund, kinderfreundlich, er sollte mir gefallen, und er sollte doch ein gewissen Maß an Jagdfreude mit sich bringen (warum, steht hier nicht zur Debatte). Ich kaufte die Hündin. Sie war 15 Wochen alt, ich bekam den Impfpass mit gültigen Impfungen, der Hund war entwurmt, damals nicht gechiped weils noch keine Pflicht war, und gesund. Auch einen Kaufvertrag hatte ich. Ich kannte nur die Mutter von ihr, den Vater von einem Foto. Anka, so ihr Name, entwickelte sich zu einer absolut tollen Hündin. Sie war ihr ganzes Leben lang gesund und robust. Als sie im Alter von 10 Jahren einen Tumor in der Milchleiste bekam, machten wir den Fehler und ließen sie auf Anraten des Tierarztes kastrieren weil die Hormonumstellung angeblich das Tumorwachstum stoppen sollte. Ich bin kein Tierarzt, also musste ich der Aussage vertrauen. Das Ende der Geschichte, damit weckten wir den Krebs erst richtig auf, und 6 Monate später mussten wir sie gehen lassen. Das hat jedoch weder etwas mit Pedigrees noch mit sonst was zu tun.

Mein zweiter Nordischer, ein Siberian Husky aus dem Tierheim, war da eher ein gesundheitliches Mimöschen. Wenns was an Krankheiten zu holen gab zeigte er zweimal auf. Kitaro hatte auch kein Pedigree, weil er ein “Unfall” war. Der Vater war zu jung. Sonst hätte er eines gehabt. Unser Rüde war jedoch laut Ahnentafel die wir recherchieren konnten, aus zwei Zuchtstätten hervorgegangen, die mehrfach Champions hervorbrachten, und bis in die 6. Generation zurück ein “Reinrassiger”. Was wir mit ihm alles mitmachen mussten, ist eine andere Geschichte, aber auch er war ein super toller Hund. Auch ihnm mussten wir mit 11 gehen lassen. Ebenfalls Krebs. So die offizielle Diagnose. Inoffiziell wars ein schwerer Kunstfehler bei einer Untersuchung in einem bekannten NÖ Tierspital.

Für Anka bezahlte ich 1/3 der Kaufsumme, die normalerweise ein Malamute kostete. Für Kitaro nichts.

In meinem Bekanntenkreis und Umfeld erlebe ich seit Jahren schon, dass sie sich “reinrassige” Hunde mit Papieren kaufen, deren Eltern lauter Champions sind, tolle Zuchten angepriesen wurden, alles nach außen hin voll klasse erscheint, und die Hunde dann mit 5-8 Jahren erkranken und wenig später sterben. Die meisten ebenfalls an undefinierten Krankheiten denen man nicht Herr wurde, oder auch an Krebs. Preis der Hunde, wie schon weiter oben erwähnt, um die 1500 Euro.

Jetzt frage ich mich: WAS unterscheidet nun die Hunde mit Pedigree von denen ohne Pedigree, und was Hunde um 1500 von Hunden um ein Drittel des Preises oder völlig kostenlos? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass zweitere noch weit robuster sind, als die hochgezüchteten Reinrassigen. Liegts am fehlenden Verständnis von Vererbung und Genetik? Oder liegts an der “Massenproduktion” und damit fehlenden neuen Genen in den Zuchtlinien? Ich kann dazu nichts sagen, aber es fällt auf! Viele Rassehunde haben mittlerweile HD, ED, Vererbungskrankheiten, Katarakt, Hautprobleme, etc.. Auch Charakterzüge wie Agressivität oder als Gegenteil auch Menschenscheu haben Einzug in die vormals wunderbaren Hunde gehalten. Alles Punkte, die es laut Rassestandard nicht geben dürfte. Aha?

Eine Hinterhofzucht ist ein NoGo, keine Frage. Ebenso die “Vermehrerei”, die es aber auch bei den offiziellen (Hobby-)Züchtern gibt.  Aber warum sind die Hunde die nicht aus “Pedigree”-Zuchten stammen noch viel robuster? Darüber sollten sich die selbsternannten “Zuchtexperten” mal den Kopf zerbrechen. Was ging schief in der Zucht, dass mittlerweile so viele Hunde nicht mehr dem Stadard entsprechen, und dauernd krank sind? Ich schreibe hier nicht von den ganzen kranken “Ostblockwelpen” die aus dem Kofferraum verkauft werden, die sind definitiv krank, von Haus aus, und viel zu jung, um von den Müttern getrennt zu werden!

Ich habe mich voriges Jahr in Österreich umgesehen, weil ich wieder einen Welpen haben wollte. Aufgrund der Arroganz und Überheblichkeit der Mitarbeiterinnen der Tierheime und Tierschutzorgas bin ich vom Plan abgekommen, mir wieder einen Tierheimhund zu nehmen. Also fiel die Entscheidung auf einen Malamute-Welpen. Doch was mir dabei alles untergekommen ist … nein, Danke.  Der Einheitspreis von 1500 Euro zieht sich wie ein roter Faden durch alle Zuchtstätten. Standardpreis. Mir gings nicht ums Geld, aber es fällt halt auf, dass es da eine gewissen Absprache gibt. Am Auffallendsten war jedoch meistens die Ansage, wenn man fragte ob es nicht ein bisserl günstiger ginge: Ohne Papiere kostet der Hund weniger! Hallo? Da kommen Welpen auf die Welt. Alle unter dem Deckmantel einer ÖCNHS/ÖKV Zucht. Alle Welpen sollte ja dann auch die Pedigrees haben, oder? Wieso kann ich dann einen Hund ohne kriegen, und sogar billiger? Was passiert mit den Papieren, die dann “übrig” bleiben? Fragen über Fragen …

Fakt ist: Die Wurfabnahme, die Registrierung, alles was halt dazu gehört, wird für alle Welpen gemacht. Also verstehe ich das nicht ganz, was da abläuft.

Für mich auch unverständlich war, dass ich den Welpen (den ich dann ohne Papiere um 1000-1200 Euro bekommen hätte), mit 8 Wochen holen hätte können, grundimmunisiert, entwurmt, gechiped mit EU-Heimtierausweis. That’s it. In meinen Augen zu jung. Die Welpen sollen die Chance auf ein gesundes Aufwachsen bei ihren Müttern oder Eltern bis 15 Wochen haben. Die 7 Wochen machen es aber meiner Meinung nach aus, damit ein Hund charakterlich gefestigt wird. Aber die 7 Wochen kosten dem Züchter natürlich Geld. Was den Gewinn schmälert, den man eh nicht macht. Alleine aufgrund dieser eigenartigen Gebahrung entschied ich mich gegen einen Hund aus Österreich.

Was ich nun habe, ich ein Hund der vor Gesundheit und Kraft strotzt, charakterlich genau das ist was ich wollte, mit 15 1/2 Wochen in Begleitung der besten Freundin der Züchterin über 1700km zu mir gebracht wurde, mit EU-Heimtierausweis der neuesten Generation, gechiped, Grund- und Endimmunisiert war (das heißt, ich brachte mich um nichts weiter mehr kümmern, der Impfschutz war bereits voll gegeben), entwurmt und entmilbt war, und alle Papiere die man braucht dabei hatte. Die Kleine entwickelt sich seit ihrer Ankunft zu einer super Malamute-Hündin. Und das um die Hälfte der Kosten eines Hundes aus Österreich. Inklusive Transport! Man sieht, es geht auch so. Und niemand soll mir mit unterschiedlichen Kosten der Zucht als Argument kommen. Ja die mag es geben,  aber nur in der Anschaffung der Luxusgüter die man sich nach einem verkauften Wurf wieder leistet!

Und jetzt sollten alle mal nachdenken, was in Punkto Zucht bei uns schief läuft. Den Punkt “an einer Zucht verdient man nichts”, den kann man getrost zu Grimms Märchen reihen. Das ist Fakt. Ebenso den Punkt “wir züchten doch zum Erhalt und der Verbesserung der Rasse”. Alles Schwachsinn. Es geht immer nur ums Geld! Und dass es so ist, beweist auch das Getue der Züchter untereinander: Anpatzen, anschwärzen, ans Bein pinkeln, die eigenen Hunde als die besten darstellen …

Wie gesagt, ich bin kein Befürworter von Hinterhofzuchten oder Vermehrern. Aber die “offizielle” Zuchtszene sollte mal dringend durchleuchtet werden, denn ich gehe davon aus dass der Großteil davon genauso schwarze Schafe sind wie die Erstgenannten. Das einzige was die “offizielle Zucht” und die “Hinterhofzucht” noch unterscheidet ist die Tatsache, dass man bei der offiziellen Zucht noch jene Hunde bekommt die man bewirbt (zumindest zu 99,9%), bei der Hinterhofzucht kanns alles sein, inkl. Mischlinge die als Rasse an den (unwissenden) Mann gebracht werden.

Noch ein Punkt der mir sauer aufstößt, wenn ich mir die Ansagen mancher selbsternannter Superzüchterinnen anhöre: “Meine Hunde sind aus einer Showlinie …”, oder: “Meine Hunde sind aus einer Arbeitslinie …”. Es gibt nur EINEN FCI-Standard! Das sollte wohl schon jeder kapiert haben. Wir wissen doch eh schon längst, dass arbeitsunfähige Über- oder Fehlzüchtungen (leider auch bei den Nordischen) dazu führt, dass die Hunde weiterhin teuer verkauft werden, als sogenannte “Showlinie” eben. Es gibt auch genügend “Würfe” die es eigentlich dann nie gegeben hat, weil sich zwei Hunde vergnügten und es dann ein “Hoppala” war. Diese Würfe werden abgetritten, hat es nie gegeben. Man weiß eigentlich nichts davon …

Auch wenn ich mir mit diesem Artikel nun Feinde mache: Es ist mir egal! Weil es ist, wie es ist. Kein einziger Züchter oder Züchterin konnte mich in den letzten Jahren vom Gegenteil überzeugen! Es wird nur gelogen und verschleiert, und wenns drauf ankommt dann halten sie plötzlich alle zusammen und decken sich auch gegenseitig! Aber nicht immer, denn es gibt doch einige wenige seriöse Züchter und Züchterinnen, die meine Meinung bestätigten, aber leider nur hinter vorgehaltener Hand …

Warum wohl?

 

Und ganz ehrlich: Was glaubt ihr alle, was euer Hund von Titeln,  Auszeichnungen und Rassepapieren hält? Was ist ihm ein Championstitel oder Stockerlplatz wert? Genau nichts! Ihm genügt es gesund zu sein, geliebt zu werden, alles zu haben was er braucht, inklusive eurer Zuneigung zu ihm. Mehr braucht er nicht. Alles andere versteht er auch nicht. Ihr seid es die mit all diesen Dingen euer Ego aufpolieren und befriedigen wollt. Und wenn ihr darüber nachdenkt, dann wisst ihr das es so ist.

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