Man kann es durchaus als Privileg bezeichnen, wenn man sich die Zeit nehmen kann, um einen Nordischen (oder in meinem Fall, einer Nordischen) beim Aufwachsen und Erwachsenwerden zusehen zu können. Ich schreibe hier nicht nur davon, wie diese wunderbaren Hunde groß werden, sondern wie sich ihr Verhalten und ihr Charakter ändern und ausbilden.
Meine Nukka war von Haus aus eine echt wilde Natur. Sie hat mich gebissen, gekratzt, sie ging schon als Welpe brutal durchs Leben und nahm sich was sie wollte. Sie forderte und wurde extrem wenn sie nicht bekam, was sie sich einbildete. Aber ich habe sie gelassen, hab ihr Grenzen vorgegeben, sie geleitet. Mir kam es nie in den Sinn, mit ihr in eine Hundeschule zu gehen um ihr den Willen brechen zu lassen, oder sie zu formen wie sich die Gesellschaft das eben einbildet. Nein, so einen Hund wollte ich nicht, denn meine bisherigen Nordischen sind ebenso frei und ohne Zwang aufgewachsen. Sie lernten wie ein Kind durch Erfahrung, zusehen, und leiten durch mich. Nur durch mich, und durch keine selbsternannten Hundeexpertin oder Hundeflüsterer.
Mittlerweile hat Nuk’ ein Alter von 21 Monaten erreicht. Zwischen 21 und 24 Monaten sind Alaskan Malamutes in der Regel “fertig”. Und was für ein Prachtmädchen ich da nun an meiner Seite habe! Körperlich hat sie sich zu einem festen “Bröckerl” entwickelt. Stattliche 40kg bringt die Kleine auf die Waage, und ist noch nicht einmal auf Kraft und Ausdauer trainiert. Die Zeit habe ich ihr gelassen, und wir beginnen jetzt im Frühjahr mal mit leichtem Training und das Angewöhnen von Bike und Scooter. Im Herbst wirds dann erst richtig losgehen.
Was mich an ihrer Entwicklung jedoch so fasziniert ist die charakterliche Komponente. Von Anfangs engen Kontakt scheuend – das mochte sie nie, und wenn dann nur wenn sie es wollte – bis aktuell zu einer richtig verschmusten und meine Nähe suchende und anhängliche Begleiterin. Nukka ist viel ruhiger und ausgeglichener geworden als ich es dachte. Nach wie vor souverän zu anderen Hunden und großen Tieren. Sie wurde ja auch nie als Welpe gebissen, so wie ihre Vorgängerin die dann auf alles was 4 Beine hatte eine Abneigung besaß, außer das Gegenüber unterwarf sich ohne zu zögern. Einzig mit Radfahrern aller Art haben wir seit dem massiven Vorfall in ihrem Welpenleben ein echtes Problem. Knurrend und an der Leine reißend ist sie beim Anblick dieser Rüpel fast nicht mehr zu kontrollieren. Das werde ich auch nie wieder aus ihr rausbekommen.
Ihr Jagdtrieb? Voll vorhanden wenns um Kleintiere (Mäuse, Hasen, und sogar Tauben und Krähen) geht. Rehe und anderes größeres Getier beobachtet sie, lässt sich aber nicht zu einem Durchstarten verleiten, wenn ich sie mit einem “Nein Nukka!” an meiner Seite halte. Angeleint, versteht sich ja von selbst wenn man so eine Rasse an seiner Seite hat. Allen “off leash” Befürwortern von Nordischen sei hier an der Stelle gesagt: Man sollte Euch für Eure Blödheit verklagen und für jeden Hund der durch Eure Aussagen zu Schaden kommt gleich verklagen. Es dürfte sich nicht wirklich bis zu Euch “Experten” herumgesprochen haben, wozu die Nordischen eigentlich wirklich gezüchtet wurden. Eine besondere Eigenschaft (neben dem Ziehen von Lasten am Schlitten) ist das ausgeprägte Jagdverhalten! Darin sind sie genauso gut wie beim Arbeiten vor dem Schlitten. Aber man kann ja versuchen durch alle möglichen Methoden des Antijagdtrainings um viel Geld, die Hunde zu brechen und dann zu hoffen, dass sie keinem Wild mehr nachsetzen. Wenns nicht klappt, Pech gehabt und das Geld war unnötig ausgegeben. Noch mehr Pech, wenn ein Jäger auch zur Stelle war und der Hund dann erschossen ist. Aber die “leash off” Freunde werdens nie lernen. Es reicht wenn der Hund abhaut, und dann überfahrten wird oder Giftköder aufnimmt oder in eine Schlagfalle tappt. Sind zwar verboten, aber das Herumwildern von Hunden ist es auch. Nukka ist eine Vollblutjägerin, deswegen wird sie auch nicht von der Leine gelassen. Es ist wie es ist.
Ich habe mit dem Kauf des Welpen Verantwortung über den Hund übernommen, und zwar sein ganzes Leben lang. In dieser Verantwortung ist das Abwenden von Gefahren für sie genauso inkludiert, wie das Abwenden von Gefahren für unsere Umwelt durch sie selbst. Ich bin für die Kleine verantwortlich, für ihre Gesundheit für ihr Wohlbefinden, und für alles was sie ausfrisst. Doch Verantwortungsbewusstsein ist in den meisten Köpfen der Menschen nicht mehr vorhanden. Leider fällt uns anderen das auch am Kopf, weil wir alle gleich über den Kamm geschert werden.
Nukka ist eine willensstarke und souveräne Hündin geworden. Sie weiß was sie will, sie weiß was sie zu tun hat, sie fordert und gibt gleichermaßen. Sie hat alle Freiheiten die sich ein Hund nur wünschen kann, hält sich aber auch an die ihr vorgegebenen Regeln, die sie wirklich super gelernt hat ohne dass ich Zwang oder Druck ausüben musste. Ich pfeif auch auf “Sitz”, “Platz”, “Hier”, oder “Bleib”. Hat bei den meisten Nordischen ohnehin noch nie wirklich funktioniert. Wichtig ist, dass ich sie an der Leine unter Kontrolle habe, wenn es sein muss. Der Rest ist einfach ein Zusammenleben mit allen erdenklichen Kompromissen. Die muss man eben bereit sein einzugehen wenn man einen “naturbelassenen” nordischen Teufel zu Hause haben möchte.
Als Belohnung dafür gibts jedoch volle Treue und viele Jahre einen tollen Begleiter oder Begleiterin in alles Situationen! Sie sind eine echte Herausforderung, aber eine tolle.