Burning feet 2017, der Vorabstart der Kategorie HM21 für das Orgateam
Am 15. März schrieb ich den Termin für den Vorabstart in der Kategorie HM21/HM21+ in unserem Forum, den Terminlisten von VRSÖ und LTH-Austria, sowie den beiden Facebookseiten aus. Reaktion darauf: Keine. Tja, manchmal frage ich mich ernsthaft, wozu viele in einem Verein sind, wenn sie sich dann rar machen und sich nicht blicken lassen. Es wird immer nur gefordert etwas zu tun, und wenn man was organisiert ist dann keiner dabei. Weil das Wetter nicht passt, weil man gerade keine Lust hat, weil man zu faul ist in die Terminlisten zu sehen, und es gibt sicherlich noch 100 andere Gründe, um gerade an diesem Tag nicht dabei zu sein. Egal. Ausgeschrieben war ausgeschrieben, der Termin mit 25. März um 7 Uhr am Stallberg in Großengersdorf fixiert, und ich war da.
Tagelang habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, ob ich es mir wirklich antue, sollte ich alleine am Start sein, die 21km zu marschieren. Seit Monaten quält mich nun schon eine Faszienentzündung im linken Fuß, und das ist eine der schmerzhaftesten Dinge, die ich jemals hatte. Jeder Schritt kann zur Hölle werden. Doch irgendjemand musste sich die Strecke vorab ansehen um sie auch freigeben zu können. Also entschied ich mich dazu, meine schon einige Zeit nicht mehr getragene Thermoskin-Bandage wieder anzulegen, und mich auf diesen “Höllentrail” zu begeben.
Um 6:50 Uhr war ich also am Stallberg in Großengersdorf, dem Startpunkt der Tour. Ich richtete mich meine Ausrüstung her, machte um 7:02 Uhr noch ein Startfoto, und stellte wie erwartet fest, dass ich die Tour alleine machen würde. Um für die Wertung einen Beweis zu haben, zeichnete ich die Strecke mit meinem Garmin GPS auf, und würde an den neuralgischen Punkten auch Fotos mit Timecode machen. Um 7:08 gings dann los. Ich startete bei 2 Grad Plus in einen wunderschönen Sonnenmorgen.
Meine letzte Wanderung musste ich nach 3km abbrechen, da der Schmerz im Fuß zu groß wurde. Heute ließ ich mich überraschen wie lange es gut gehen würde. Mein Problem war nur: Was, wenn ich nicht mehr weiter konnte? Alleine ist das immer ein Problem, doch ich hatte mich zumindest rückversichert und eine Lösung gefunden. Nur musste ich im Notfall halt bis 13 Uhr wo warten, dann könnte meine Frau mich abholen wenn ich an eine Straße gelangen würde.
Entgegen meiner Befürchtungen gingen die ersten Kilometer dann doch einigermaßen problemlos vonstatten. Erst in der Nähe der Brücke bei der Großengersdorfer “Remise” (KM6) spürte ich erste Anzeichen dass sich was verändert hatte, doch es tat noch nicht so weh, dass ich aufgab. Ich machte hier nicht wie sonst üblich eine “Frühstückspause” (die hatte uns voriges Jahr schon viel Zeit gekostet), sondern ging weiter, mich wundernd wie hier die Landschaft schon wieder zerstört wurde nur um weitere Windräder aufzustellen. Ich marschierte und marschierte, die Ohren vollgeknallt von meinem MP3-Player (irgendeine Ablenkung braucht man ja wenn man alleine unterwegs ist) und so passierte ich den Großengersdorfer Gemeindeteich, den markanten Baum am Rußbach, dann kam die Pillichsdorfer Kirche in Sicht und ich meinem Zwischenziel immer näher. Am Rastplatz bei der Kirche (KM11) wollte ich dann meine erste Pause einlegen, und mich ein wenig stärken. Um 9:16 Uhr war es dann endlich so weit. Ich ließ mich am Rastplatz nieder und genehmigte mir 10 Minuten Pause mit einer kleinen Jause.
Jetzt merkte ich erstmals, dass ich mindestens zwei Blasen bekommen hatte. War aber auch klar. Bedingt durch die Faszie habe ich die letzten Monate nicht viel wandern können. Das merkt man dann schnell, wenn man die Füße dann wieder voll belastet und strapaziert. Nun, die Blasen machten mir jetzt weniger Sorgen, ich hab den 42er auch schon mit Blasen durchgestanden. Das sollte nun nicht das Problem werden, aber ich spürte auch die Faszie im linken Fuß, und das war kein gutes Zeichen. Ich hatte nun die Hälfte der Strecke hinter mir und überlegte, ob ich nun weitergehen, oder abbrechen sollte. Hier an dieser Stelle wäre ein guter Abholplatz gewesen. Doch 3 1/2 Stunden warten? Ich machte mich auf, und beschritt Teil 2 der Tour. Die ersten 200m waren grauenhaft …
Die Pause war keine gute Idee. Jetzt fingen echte Schmerzen an. Scheinbar sind während der Pause die Blasen so richtig vollgelaufen, und die Sehne konnte sich auch breit machen und brannte nun wie Feuer. Doch meine Entscheidung war gefallen, ich machte weiter so lange es ging. So schleppte ich mich erst mal durch Pillichsdorf durch und erreichte die Kellergasse. Diese führte leicht bergauf, und durch die offensichtlich veränderte Belastung beim Hinaufgehen ließ die Brennerei im Fuß nach. Welche Wohltat! Ich wusste jedoch ganz genau was kommen würde, wenn es dann irgendwann mal bergab gehen würde. Doch bis dahin hatte ich noch ein klein wenig Zeit.
Ich ließ Pillichsdorf hinter mir, und durchquerte “In Sommerlängen”, bog bei der “Hiata Hütte” ab, und stieg “In armes Biegeln” hoch. Das war der Weg, wo voriges Jahr einigen die Luft ausgegangen war. Ja, das Weinviertel ist eben nicht nur flach. Während ich so durch die Gegend schlapfte machte ich mir natürlich auch Notizen über Stellen, wo man recht gut abkürzen könnte. Diese werden wir heuer besonders im Auge behalten. Einfach weil es unfair jenen gegenüber ist, die sich an die Streckenvorgabe halten. Und abkürzen nur um des Ranges oder der Zeit willen, finde ich nicht in Ordnung. Endlich kam ich dann mal oben an, und ab hier führte der Weg dann runter in Richtung “Leitngram”. Bergab. Und wie befürchtet begann hier wieder der stechende Schmerz im Fuß. Mittlerweile wusste ich, dass ich auf beiden Füßen gewaltige Blasen haben musste. Ich spürte mindestens 3 davon bei jedem Schritt. Doch nun wars zu spät für ein Aufgeben. Ich war knapp vor dem Checkpoint 15, und dort wollte ich nun auch hin.
Den Checkpoint 15 am Rand des Hochleithenwalds erreichte ich dann um exakt 10:30 Uhr. 3 1/2 Stunden nach meinem Start. Ich war überrascht wie gut ich trotz der Qualen in der Zeit lag. Das spornte mich nun an, den Rest auch noch zu machen, obwohl ich hier am Checkpoint auch wieder kurz mit dem Gedanken spielte, aufzuhören. Von hier konnte ich auch leicht abgeholt werden. Doch nein, nun fehlten nur mehr ein paar Kilometer, und die wollte ich durchziehen. Ich legte wieder eine 10 Minuten Pause ein um die Faszie ein wenig zu entlasten (was ohnehin nichts bringt, aber einreden kann man sich vieles). Dann ging es wieder los. Und wie schon bei der ersten Pause in Pillichsdorf: Die ersten paar hundert Meter waren wieder eine Tortur. Ich biss die Zähne zusammen, und marschierte einfach Schritt für Schritt weiter. Um ca. 11 Uhr kam ich dann wieder aus dem Wald raus, und betrat den Weg in Richtung “Bockschliachtn”. An diese Stelle hatte ich gar nicht mehr gedacht, doch nun kam in mir das Grausen hoch.
Dieser steile und schmale Hohlweg ist eine echte Herausforderung. Wenn es nass oder feucht ist, dann ist die “Bockschliachtn” eine einzige Rutschpartie, kaum zu begehen und der volle Irrsinn. Wenn es so wie heute trocken und begehbar ist, dann ist sie eine Gefahr wegen der Rüpeln von Radfahrern die sich hier den Pfad hinunterpressen, und im Regelfall keine Bremschance haben, wenn man plötzlich vor ihnen auftaucht! Trotz Warntafel oben am Einstieg geben diese Herrschaften genau null Acht auf Wanderer! Hier heißts also immer aufpassen. Ich hab hier sogar meinen MP3-Player abgeschaltet und die Ohrstöpsel rausgenommen, dass ich diese Irren rechtzeitig höre wenn sie von oben (also hinter mir) daher kommen.
Ich stieg knapp 11:15 Uhr in den Hohlweg ein, und entgegen meiner Befürchtungen kam kein lebensmüder Radfahrer daher. Dafür kam von unten nach oben ein Traktor!! Ich fand gerade noch eine kleine Plattform zum stehen neben dem Trail. So konnte ich das Teil an mir passieren lassen. Wenn diese Stelle nicht gewesen wäre, hätte ich am Traktor von vorne bis hinten drüber klettern müssen, weil links und rechts kein Platz war! Manchmal verstehe ich die Menschen nicht …
Mit mittlerweile extrem stechenden Schmerzen in den Füßen, hatte ich nun den letzten Kilometer vor mir. Den drückte ich dann auch noch durch, und so kam ich um 11:36 Uhr nach 4 Stunden und 28 Minuten ans Ziel. Trotz (wie ich zu Hause dann feststellte) von 3 Blasen so groß wie 5-Euro-Münzen, einer schmerzenden Faszie, und der Tatsache dass ich alleine unterwegs war und normalerweise irgendwie die Motivation fehlt, hatte ich es geschafft. Sogar um 41 Minuten schneller als 2016. Nun, ein klein wenig stolz bin ich schon darauf, denn eigentlich rechnete ich mit einem Abbruch oder einer Ankunft nicht vor 13 Uhr.
Der Tag danach …
Jetzt, da ich vor dem PC sitze und diesen Bericht schreibe und auch schon wieder 1 Tag vergangen ist, hab ich mich schon wieder halbwegs regeneriert. Die Blasen sind aufgestochen, desinfiziert und bereits trocken, die Faszie hat sich auch wieder halbwegs beruhigt, der Muskelkater ist normal, und ich kann schon wieder aufrecht gehen … *lach*
Ich kann nur jedem ans Herz legen: Seid doch ein wenig aktiver! Es war gestern einfach herrlich! Die Natur erwacht immer mehr aus der Winterstarre, die Hasen und Kaninchen waren fleißig unterwegs, es beginnt rundherum zu blühen, Rehherden mit 25-30 Rehen begleiteten mich, die Vöglein zwitscherten schon überall, es war einfach herrlich. Wir alle haben genug Stress im Alltag und der Arbeit, also muss man sich auch die Zeit nehmen mal auszuspannen, und draußen unterwegs zu sein. Glaubt mir, Ihr müsst nur Euren inneren Schweinehund überwinden, und Ihr werdet es genießen!!
Hier geht’s zu allen Fotos die ich gemacht habe, viel Spaß beim Ansehen:
http://fotos.veigl.net/index.php/Die-Trailrocker-2017/Vorabstart-Halbmarathon-21km-in-Grossengersdorf-25-03-2017