Von einigen kleinen “Dellen” zum für mich fast bautechnischen Desaster
Unsere Treppe, 2002 von mir selbst entworfen und gebaut,
weil das alte Provisorium nach 14 Jahren ausgedient hatte.
Es sind jene Dinge, die man kaum bemerkt oder manchmal auch übersieht, mit denen man in die Verzweiflung getrieben wird. So geschehen bei uns im Treppenhaus. Begonnen hat es mit einigen kleinen Dellen unter der Tapete. Genau über dem Fenster hoben sich eigenartige “Buckel” unter der Tapete ab. Ich konnte mich nicht erinnern, die vorher schon mal gesehen zu haben. Wir haben Juni 2016, es hat in der letzten Zeit weder stark geregnet (Feuchtigkeitsschaden?) noch hatten wir ein massives Erdbeben (Verschiebungen innerhalb des Gebäudes?), und so fehlte mir der Plan was das sein könnte. Ein paar Tage ging ich an den Dellen vorbei, und überlegte jedes Mal was es sein könnte, oder was die Ursache war. Dann ritt mich irgendwie der Neugierteufel und ich nahm einen Schraubenzieher …
Ich denke, das war der Anfang des Desasters das mich in den folgenden Tagen erwartete. Ich begann an den Dellen zu stochern. Ein Fehler wie sich in kürzester Zeit herausstellte (im Nachhinein gesehen, war es ein Glück, wer weiß wie groß der Schaden sonst geworden wäre!). Zuerst lösten sich nur wenige cm des Verputzes, ein Stück weiter flogen dann schon Teile von 20cm Durchmesser von der Wand. Alles lose, kein fester Mörtel, alles sandig und extreme Risse bis 1cm Breite kamen auf 3m Breite zum Vorschein!
Alles musste runter. Risse enormen Ausmaßes kamen zum Vorschein, die Decke musste teilweise abmontiert werden, weil sich der Schaden darunter fortsetzte. Nach 2 Tagen war alles freigelegt und das wahre Ausmaß des Schadens kam zum Vorschein. Doch wieso ist das passiert? Es war mir ein Rätsel. Für mich kamen nur ein paar Dinge als Verursacher in Frage:
1 – Die neue Küche (Zusätzlicher Plafond, zwei neue Wände, der zusätzliche Laminatboden und die Küche selbst) waren zu schwer und drückten über die Dachbalken auf die Seitenwand des Hauses (die Wand in der die Rissen waren). 2 – Das Dach des Vorhauses war irgendwo undicht, und ich hatte es hier mit einem enormen Wasserschaden zu tun. 3 – Es hat sich irgendwas an der Bausubstanz bewegt, und das hat die Risse verursacht.
Ich riss dann auch die Vertäfelung im Vorraum herunter, und fand keine Risse oder Wasserflecken. Somit schloss ich einen Wasserschaden definitiv aus. Ein Wegdrücken der Wand aus Gewichtsgründen schloss ich auch aus, denn da hätte auch der Vorraum mit wegrutschen müssen. Dafür gab es keine Anzeichen, und auch keine Risse im Vorraum selbst. Also blieb nur mehr die Möglichkeit, dass sich was bewegt hatte. Nur was? Der Riss mit 1cm Breite in den Deckenziegeln machte mir echt Sorgen. Ich schickte die Fotos zu einem Bekannten, der eine Baufirma hat. Der meinte sofort, es müsse abgestützt, einiges abgetragen und neu eingeschalt sowie betoniert werden. Kostenpunkt 5000 – 7000 Euro … Danke! Das war mir im ersten Moment zu heftig. Also machte ich mich weiter auf die Suche nach der Ursache. Einen Tipp bekam ich via FB wo mir ein Freund (der auch mit dem Bau mal zu tun hatte) sagte, es könne sich um einen Senkungsriss handeln. Also doch eine Bewegung in diesem Bereich. Doch wo?
Ich setzte mich mal ruhig hin, und ließ mal alles was wir in diesem Raum seit 1988 machten, Revue passieren. Es begann 1988 als wir den Durchbruch für die Treppe in die Decke stemmten. Zuerst untermauerten wir die Decke damit sie nicht durchsackte, und dann machten wir das “Loch”. Da alles auf der Mauer auflag, erachteten wir es nicht als notwendig da noch viel weiter zu machen, und betonierten meines Wissens her nicht mehr viel herum. Die erste Treppe hielt bis 2002, also 14 Jahre. Wir hatten nie ein Problem damit, aber trotzdem entschied ich mich, 2002 eine neue “offene” Holztreppe zu bauen. Dazu stützte ich die Decke wieder ab, trug die Mauer darunter ab, und setzte da einen hölzernen Tragrahmen für die neue Treppe. Darauf baute sich dann alles auf. Die Träger lagen auch hier auf dem Holzrahmen auf. Also konnte meiner Meinung nach nichts passieren, und tat es auch nicht … wieder 14 Jahre lang … bis ich diese “Dellen” entdeckte.
Die Verschalung der Deckenkante musste runter. Der Teufel liegt ja im Detail, wie man sagt, und ich denke, hier habe ich das gesuchte Detail dann gefunden. Durch irgendeine Kraft oder Bewegung (war’s doch ein Erdbeben?), sind zwei der 4 Träger vom Tragrahmen abgerutscht und hatten sich um 1,5cm gesenkt. Möglicherweise passierte das schon vor langer Zeit, und machte sich erst bemerkbar, als wir die komplette neue und schwere Küche genau auf diesem Deckenteil beim Aufbau lagerten. Da musste dann die Decke leicht nachgegeben haben, und die Risse begannen zu entstehen.
Im Zuge dieser Entdeckung sah ich auch, dass der alte Türstock (immerhin Baujahr 1966) ebenfalls um gut 2 cm schief war, also auch verrutscht war. Dies aber aufgrund der oberen Bewegung, und weil die Tür seit Jahren immer nur offen stand, also das Gewicht der Tür immer den Stock belastete. Beim Rausreißen des Übeltäters zeigte sich dann auch noch, wie schlampig früher gearbeitet wurde. Hohlräume waren nur mit Ziegelschutt gefüllt und mit Beton drüber kaschiert worden. Egal, ich hatte eh schon eine riesen Baustelle, da kams auf das auch nicht mehr an.
Zurück zur Decke. Ich überlegte was ich tun konnte, und wie ich das Problem nun korrigieren würde. Als erstes besorgte ich mir Baustelleneisen, legte die Eisen der Träger frei, hob die beiden abgesenkten wieder auf das Niveau der anderen an, und verschweißte die Träger nun quer zur Kante. Somit konnten sie sich nicht mehr auseinanderbewegen. Dann schalte ich die untere Kante gut 20cm ein, und betonierte die Eisen wie in einen neuen Träger ein. Der neue entstandene Träger lag nun auf seiner kompletten Länge auf dem Tragrahmen auf. Da konnte sich nun auch nichts mehr senken. Nach ein paar Tagen wurde ausgeschalt und nachkontrolliert. Passte alles perfekt. Die Originalverschalung kam wieder drauf, und man sah nichts mehr von dem Werk darunter.
Dann kam Spezialbeton zum Einsatz. Die Risse mussten dauerhaft verschlossen und verputzt werden. Der Türrahmen mit GFK-Platten verschalt und die Spalten ausgeschäumt, danach auch verputzt werden. Ich bin ja kein Maurer, und mein Erfolg lag bei ca. 70/30 beim Verputzen. Sprich, ich hatte 70% des Betons im Gesicht, und 30% blieben an der Wand! Nun, es war besser als in meinen Anfangszeiten vor 25 Jahren, da lag die Quote bei 90/10 oder so …
Nach ein paar Tagen austrocknen, habe ich die Reste der alten Holzvertäfelung an der Decke Latte für Latte neu verschraubt, damit sie das Gewicht der neuen Vertäfelung tragen konnte. Denn auch hier war nun Neu angesagt und ich montierte auch gleich den neuen Plafont. Danach folgte der Feinputz über den Beton, um wieder einen tapezierbaren Untergrund zu bekommen. Langsam sah ich Licht am Ende des Tunnels. Ausgaben bisher: Knapp 500 Euro für alles! Das ist um einiges weniger, als der erste “Kostenvoranschlag” von 5-7000 Euro!
Als “Nichtmaurer” war ich mit meiner Arbeit mehr als zufrieden als ich sie so betrachtete. Es ist wieder was geworden, und so sah ich dann auch Licht am Ende des Tunnels. Mitten drin, bei grauer Baustellenhund, das Grauwölfchen der mich moralisch unterstützte indem er mir ja gar nicht im Weg war …
Zum Schluss wurde dann noch schnell tapeziert, und so sah das erste Ergebnis nach 14 Tagen (Ich konnte ja immer nur nach der Arbeit, also Abends was tun) aus:
Zu aller Letzt haben wir uns dann auch noch entschieden, auch hier einen Laminatboden zu verlegen. Die Verlegung ging relativ problemlos, und anschließend kamen noch die restlichen Leisten an die Decke, die neue Vorhangstange samt Vorhang an die Wand und der Flauschvorhang für den Sommer zum Durchgang um das fliegende Ungeziefer fernzuhalten. Somit war das Treppenhaus wieder so weit wieder hergestellt dass man es ansehen kann. Jetzt fehlt uns nur noch eine neue Garderobe, und die haben wir auch schon angesehen und ausgemessen.
So schauen die geplanten neuen Vorzimmermöbel aus … wir freuen uns schon darauf:
Update: FERTIG! So ist es nun geworden. Auch der kleine Durchgang vom Stiegenhaus zu Bad und WC ist nun vollkommen neu renoviert:
Keine Risse mehr, und alles fachgerecht ausgeführt. Zumindest so weit ich das mit meinem Geschick und Wissen zusammengebracht habe. Uns gefällts jedenfalls, und dem “Grauen” auch …
07.07.2016 – CV